Arthroskopie-assistierte TPLO
Eine der häufigsten Ursachen für eine Lahmheit der Hinterhand ist
der Kreuzbandschaden. Die Diagnose gestaltet sich nicht immer einfach,
vor allem wenn es sich um einen Anriss des Kreuzbandes handelt. Die bei
einem Durchriss des Kreuzbandes typische Instabilität des Kniegelenks
in Form des sogenannten Schubladenphänomens ist beim angerissenen
Kreuzband nämlich meist nicht nachzuweisen. Die Diagnose eines
partiellen Kreuzbandrisses, also eines Anrisses des vorderen
Kreuzbandes, kann entweder per Gelenksspiegelung (Arthroskopie) oder
Gelenksöffnung (Arthrotomie) erfolgen. Bilder 3a-c weiter unten sind
arthroskopische Bilder eines Kreuzbandrisses.
Jedes Kniegelenk, welches aufgrund einer dezenten
Schmerzhaftigkeit und/oder einer – auch nur geringgradigen – Schwellung
auffällig ist, sollte dringend exakt weiteruntersucht werden. Falls das
Vorliegen eines Kreuzbandschadens nicht rechtzeitig erkannt wird,
entwickelt sich eine chronische Entzündung des Kniegelenkes, die
innerhalb von wenigen Wochen deutlich fortschreitet.
Nur durch ein möglichst frühzeitiges Erkennen und chirurgisches
Behandeln des Kreuzbandschadens ist die daraus
resultierende Kniegelenksarthrose zu limitieren (Arthrose des
Kniegelenks, siehe Bild 1).
Vor der operativen Versorgung eines Kreuzbandschadens (also
Kreuzbandanriss- oder durchriss), muss eine genaue Untersuchung des
Gelenksinneren erfolgen. Nicht selten wird durch das Kreuzbandproblem
auch eine Schädigung der Menisken ausgelöst. Diese ist am häufigsten am
Innenmeniskus anzutreffen. Es gibt allerdings auch Patienten, die
isolierte Meniskusschäden, dann vor allem des Außenmeniskus haben. Hier
kommt es ohne Kreuzbandbeteiligung zu einem Riss oder einer Quetschung
des Meniskus (Meniskuschaden siehe Bild 2).
Weiterhin findet man bei bestimmten Rassen, wie z.B. dem Hovawart,
häufig eine OCD (Osteochondrosis
dissecans) in Verbindung mit der
Kreuzbandschädigung. OCD bedeutet die Ablösung eines Knochen–Knorpel
Areals, überwiegend im Bereich des äußeren Rollkammes. Nicht immer ist
diese OCD mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT zu sehen.
Grundsätzlich ist daher die entscheidende Frage, inwieweit ein
partieller, also Teil- oder Anriss des vorderen Kreuzbandes vorliegt,
am sichersten mittels der Arthroskopie zu beantworten. Die
oben erwähnten bildgebenden Verfahren sind bezüglich der Sicherheit
dieser Diagnosestellung der Arthroskopie eindeutig unterlegen.
Folgende zwei wesentliche Unterschiede bestehen zwischen der Untersuchung des Kniegelenks mit der herkömmlichen Arthrotomie (Öffnung durch Schnitt in der Kniegelenkkapsel) und Arthroskopie:
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Die inneren Strukturen des Kniegelenks sind mittels Arthroskopie wesentlich besser darzustellen. Zum einen, weil das Arthroskop sehr stark (bis zu 10 fach) vergrößert, zum anderen weil durch die nahezu blutungsfreien Bedingungen hervorragende Sichtverhältnisse bestehen.
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Die herkömmliche Öffnung des Kniegelenks ist wesentlich schmerzhafter in der postoperativen Phase, da die dabei durchgetrennte Gelenkkapsel hochgradig innerviert ist. Die Öffnung des Kniegelenks bedeutet einen Schnitt in die Kniegelenkkapsel über 3 bis 10 cm je nach Hundegröße.
Bei der Arthroskopie werden die Zugänge mittels dreier, sehr kleinen Einstiche (3 bis 4 mm lang), in die Kniegelenkkapsel durchgeführt. Hierdurch kommt es zu einer erheblich geringeren Schmerzsituation nach der OP, wodurch die Patienten das Bein wesentlich schneller wieder normal belasten können.
Wird bei der Arthroskopie ein Meniskusschaden festgestellt, so kann
die Entfernung des defekten Anteils des Meniskus in der Regel
arthroskopisch erfolgen. Allerdings setzt die Grösse unserer Patienten
eine Grenze. Hunde unter ca. 15 KG sind aufgrund der Kleinheit der
räumlichen Verhältnisse im Kniegelenk schwerer zu arthroskopieren. Hier
kann es unter Umständen doch erforderlich sein, das Gelenk
konventionell zu öffnen, falls ein Meniskusschaden vorliegt.
Nach der Arthroskopie erfolgt die Stabilisierung des Kniegelenks durch
die eigentliche Kreuzbandchirurgie. Wir führen bei unseren Patienten
in der Regel die TPLO
(Tibia plateau leveling osteotomie) durch. Diese OP–Methode führt bei
einem hohem Prozentsatz der Patienten zu einer zeitlebends bestehenden
Beschwerdefreiheit oder - in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der OP und der
bereits vorbestehenden Arthrose - zu einem deutlichen Rückgang der
Beschwerden.
Arthroskopie
Die Arthroskopie, auch als Gelenksspiegelung bezeichnet, ist ein
hervorragendes Verfahren um die innere Feinstruktur eines Gelenks zu
untersuchen und Operationen im Gelenk durchzuführen. Mit ihrer Hilfe
können vor allem der Gelenkknorpel, die Innenauskleidung der
Gelenkkapsel, die Band- und Sehnenstrukturen sowie die Menisken des
Kniegelenks dargestellt werden.
Am häufigsten werden Arthroskopien des Schulter- und Ellbogen sowie
Hüft- und Kniegelenk durchgeführt. Diese Technik ist auch für
Untersuchungen im Sprung- sowie Handwurzelgelenk einsetzbar.
Die Arthroskopie wird unter Allgemeinnarkose und sterilen
Verhältnissen durchgeführt.
An bestimmten Stellen werden nach kleinen Einstichen in das Gelenk 3
Zugänge „Ports" gelegt: Durch einen Port wird die Optik (1,9 - 2,4
oder 2,7 mm Durchmesser) in das Gelenk eingebracht.
Dabei pumpt eine spezielle Arthropumpe über diesen Arbeitskanal
permanent sterile Flüssigkeit mit konstantem Druck und Volumen in das
Gelenk.
Diese Flüssigkeit - es können während einer Arthroskopie mehrere
Liter sein - wird über den zweiten Port wieder aus dem Gelenk
abgeleitet. Durch dieses Zu- und Abflusssystem ist somit eine
hervorragende Gelenkspülung (Gelenkslavage) gewährleistet. Durch den
dritten Port werden die arthroskopischen Instrumente für chirurgische
Maßnahmen innerhalb des Gelenks eingeführt: Shaver, Zangen, Kürretten
etc. Mit Hilfe dieser Instrumente können unter anderem Gewebeproben aus
dem Gelenk genommen und abgebrochene Knorpel- Knochenstücke sowie
defekte Meniskusteile entfernt werden.
VORTEILE: Der Eingriff belastet die Patienten nur minimal, sie
können in der Regel danach sofort wieder das arthroskopierte Gelenk
belasten. Ein Verband oder eine Wundpflege wie bei einer herkömmlichen
Gelenksoperation ist nicht erforderlich.
NACHTEILE: Die Eingriffe können je nach Gelenkssituation nur bei mittelgroßen- bis großen Rassen durchgeführt werden und sind kostenintensiv.