
Weichteilchirurgie
Unter Weichteilchirurgie versteht man alle chirurgischen Eingriffe,
die nicht direkt am Knochen stattfinden. Eine weitere Spezialisierung
in verschiedene Teilgebiete (Magen-Darm, Gefäße, Nervensystem), wie in
der Humanmedizin üblich, ist in der Tiermedizin nicht allgemein
etabliert. Im folgenden sind daher die bei uns am häufigsten
durchgeführten Weichteiloperationen erwähnt.
Übrigens: Wir freuen uns wenn Sie sich die Zeit nehmen Ihrem Hund
beizustehen und die ersten Stunden nach der Operation bei uns in der
Praxis verbringen.
Bauchhöhle
Hier werden in unserer Fachtierarztpraxis routinemäßig Operationen an allen Organen (Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse, Darm, etc.) vorgenommen. Häufige Operationen sind die Entfernung der Milz und Darmresektionen bei Tumoren, Fremdkörperentfernung aus dem Darm. Gerade in diesem Bereich ist es wichtig, dass Sie Ihr Tier nüchtern zur Operation vorstellen, sofern es sich nicht um einen Notfall handelt. Bitte erkundigen Sie sich bei Vereinbarung des Termines danach.
Brusthöhle
Tumoren der Lunge, Veränderungen der Speiseröhre, Luftröhre oder am
Herzbeutel sind hier die häufigsten Gründe für Operationen. Diese
Operationen finden unter künstlicher Beatmung statt, da bei Öffnung des
Brustkorbes der darin enthaltene Unterdruck verloren geht und sich die
Lunge somit nicht selbständig ausdehnen kann. In der Regel erhält der
Patient nach der Operation eine Thoraxdrainage. Das ist ein Schlauch
der vom Brustkorb nach außen führt und der am Patienten befestigt ist.
Dadurch können täglich Luft und Wundflüssigkeit abgesaugt werden.
Sollte Ihr Hund oder Ihre Katze ein Thoraxpatient sein sollten Sie
sich darauf einstellen, dass er bzw. sie nicht sofort nach der
Operation wieder mit nach Hause mitgenommen werden kann.
Urogenitaltrakt
Dazu zählen Nieren, Harnleiter, Blase und Harnröhre sowie die Fortpflanzungsorgane. Auch hier können Gründe für eine Operation Tumore sein. Hinzu kommen Standardoperationen wie die Kastration. Weiterhin treten häufig Verlegungen der Harnröhre durch Harnsteinbildung auf. Dies ist immer ein Notfall und sollte unverzüglich vorgestellt werden. Bitte füttern Sie Ihrem Tier vorher nichts, da immer eine Narkose nötig ist um den Stein zu beseitigen. Weibliche Tiere sind von einer Harnblockade seltener betroffen, da ihre Harnröhre von Natur aus kurz und weit ist und kleinere Steine gut ausgeschieden werden können. Im günstigsten Falle lässt er sich herausspülen oder mit einer Ultraschallsonde zertrümmern. Im schlimmsten Fall muss die Harnblase operativ geöffnet werden. Sollte dieses Problem mittels einer steinauflösenden Diät nicht behoben werden können, ist oft eine Verkürzung und Erweiterung der Harnröhre nötig. Beim Kater wird dies durch eine Penisamputation erreicht, beim Rüden durch eine sog. untere Urethralfistel. Dabei wird der Ausgang der Harnröhre vor dem Penisknochen angelegt, da erfahrungsgemäß die meisten Steine vor dem Penisknochen stecken bleiben.
Haut und Hautanhangsorgane
Hier spielen die Entfernung von Tumoren und die Versorgung von Verletzungen die Hauptrolle. Weiterhin werden chronische Ohrentzündungen mittels einer chirurgischen Gehörgangsverkürzung behandelt.
Hernien
Unter Hernien versteht man „Ausbeulungen" und Risse von intakten Membranen, z.B. Risse des Zwerchfells durch Unfälle, Bauchbrüche und die Perinealhernien: Dabei handelt es sich um Einrisse des Beckenfells, die durch eine vergrößerte Prostata und erschwerten Kotabsatz hervorgerufen werden können.
Ein wichtiges Wort zu Tumoren
Auch wenn es für Sie mit Mehrkosten verbunden ist und Ihr
Tier manchmal eine leichte Sedation dafür braucht: Lassen Sie immer eine
Tumorprobe entnehmen. Eine Operation ist um ein Vielfaches leichter und
die Prognose günstiger, wenn der Arzt VOR der eigentlichen
Tumoroperation weiß um welche Sorte Tumor es sich handelt. Einige
Tumoren bilden eine „Scheinkapsel", d.h. beim Anfassen kommt Ihnen der
Tumor gut abgekapselt vor; leider aber wuchern die Tumorzellen für Sie
nicht fühlbar über diese Scheingrenze hinaus. Sie ersparen mit dieser
Probenentnahme sich und Ihrem Tier unnötiges Leid durch Nachoperationen
und schlecht heilende - da mit Tumorzellen durchsetzte -
Operationswunden.
Zur Voruntersuchung gehört auch immer ein Röntgen des Brustkorbes,
um frühzeitig Tochtergeschwulste festzustellen. Weiterhin ist oft ein
ausgedehnter Bauchultraschall nötig um das Für und Wider einer
Tumoroperation zuverlässig diskutieren zu können. Trotz aller Versuche,
das Stadium einer Tumorkrankheit korrekt einzuschätzen, kann es nach
einer operativen Entfernung des Primärtumors trotzdem zum Auftreten von
Tochtergeschwülsten nach einigen Wochen bis Monaten kommen.