Gelenkchirurgie
Neben der arthroskopischen Behandlung von Gelenkerkrankungen stellt die herkömmliche Chirurgie einen wichtigen Zweig bei der Behandlung von Gelenkerkrankungen dar. In unserer Fachtierarztpraxis werden daher alle gängigen gelenkchirurgischen Eingriffe vorgenommen.
Schulter- und Ellbogengelenk werden nur noch in seltenen
Fällen geöffnet, sondern meist über moderne Gelenksspiegelungstechniken
exploriert und behandelt. Bei Erkrankungen der Handwurzelgelenke, der
Hüft- und Kniegelenke sowie der Sprunggelenke stellen herkömmliche
Techniken jedoch oft die einzige Möglichkeit der Behandlung dar.
Eine Vielzahl der Lahmheiten der Hintergliedmaßen ist auf Probleme in
den Hüftgelenken (Hüftgelenksdysplasie, Oberschenkelkopfluxationen
u.a.) oder den Kniegelenken (Kreuzbandriss, Knorpelablösungen,
Meniskusverletzungen) zurückzuführen. Bei Unfällen kommt es oft auch zu
Bandverletzungen im Bereich der Sprunggelenke oder der
Handwurzelgelenke (oft nach Sprüngen oder Stürzen aus großer Höhe).
Zur Behandlung dieser Erkrankungen stehen eine Vielzahl von chirurgischen Techniken zur Verfügung. Auf die wichtigsten möchten wir im folgenden kurz eingehen:
Chirurgische Behandlung von Kreuzbandrissen
Eine der modernsten Techniken zur Behandlung des Kreuzbandrisses stellt die Tibiaplateaulevelingosteotomie (kurz TPLO) dar. Beim Riss des vorderen Kreuzbandes kommt es zu einem sogenannten Schubladenphänomen, das heißt der Unterschenkel verschiebt sich gegen den Oberschenkel aufgrund der mangelnden Festigkeit durch das fehlende Band bei jedem Schritt in Laufrichtung. Dies wird durch die besondere Anatomie des Hundegelenkes bedingt, da die Kontaktfläche des Unterschenkels nach hinten abfällt. Bei der von uns angewendeten Technik wird eine Korrektur dieser Gelenkfläche durchgeführt.
Erste Untersuchungen an über 200 Patienten haben gezeigt, dass gegenüber herkömmlichen Techniken ein schnellerer Heilungsverlauf zu verzeichnen ist und die Komplikationsrate wesentlich geringer ist. Selbst bei Problempatienten mit gleichzeitigem Meniskus- und Knorpelschaden sind sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Neben dieser beschriebenen Methode führen wir, falls bei Ihrem Tier notwendig, auch andere Kreuzbandersatztechniken durch.
Chirurgische Behandlung der Hüftgelenksdysplasie
Eine der bekanntesten Erkrankungen des Hundes stellt die
Hüftgelenksdysplasie dar. Hierbei kommt es aufgrund einer angeborenen
oder erworbenen Fehlstellung des Hüftgelenkes zu Schmerzen. Meist
resultieren hieraus im Alter mehr oder minder starke Arthrosen, welche
dem Hund beim Laufen starke Schmerzen bereiten. Neben vielen
medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten gibt es auch mehrere wirksame
chirurgische Behandlungsansätze.
Wird die Erkrankung in einem frühen Stadium erkannt, ohne dass es
schon zu einer Arthrosebildung gekommen ist, kann durch
Korrekturtechniken eine Besserung erreicht werden. Hier seien zwei
erprobte Methoden genannt:
Je nach Ausbildung von Hüftgelenkspfanne oder Kopf kann eine Dreifachbeckenosteotomie oder eine intertrochantäre Korrekturosteotomie erfolgen.
Bei ersterem wird das Becken an drei Stellen durchsägt
und die Gelenkpfanne über den Oberschenkelkopf geschwenkt, so dass eine
ausgeglichenere Belastung erzielt wird. Bei der zweiten Methode wird
ein Teil des Oberschenkels durchsägt und der Kopf weiter in die
Gelenkspfanne gedreht. Die Wahl der geeigneten Technik erfolgt anhand
des Röntgenbildes.
Für Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien gibt es ebenfalls
sehr erfolgreiche Behandlungsmethoden. Neben einer kompletten
Entfernung des Oberschenkelkopfes (sog. Femurkopfhalsresektion) kann
der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes (s.
Endoprothetik) erfolgen. Auch gelenkserhaltende Techniken durch
Muskel- und Nervenschnitte kommen zur Anwendung.
Weitere chirurgische Gelenkbehandlungen
Bei hochgradigen Bandverletzungen wie zum Beispiel nach Stürzen oder Autounfällen kann eine Versteifung eines Gelenkes notwendig werden. Dies bedeutet jedoch nicht das Aus für ein beschwerdefreies Leben des Hundes. Wir haben diese Eingriffe schon bei Rettungs- und Sanitätshunden durchgeführt, welche danach wieder in einen normalen Gebrauchseinsatz zurückkehren konnten und voll belastbar waren.